LABOR - Experimentierfeld für Choreographie und Tanz
ABSCHLUSS-SHOWING: SO, 03.08.2025 | 18:00
DOMENIG STEINHAUS | STEINDORF AM OSSIACHER SEE
EINTRITT: EUR 15,00 / 10,00
Kontakt: ccb@ccb-tanz.at | www.ccb-tanz.at
Vom 28.07. bis 03.08.2025 findet im Domenig Steinhaus in Steindorf am Ossiacher See die zweite Ausgabe des LABOR statt – ein internationales Residenzprojekt für zeitgenössischen Tanz und Choreografie, initiiert vom Center for Choreography Bleiburg/Pliberk (CCB). Erstmals werden sich die Teilnehmer:innen in der Woche des LABORs auch nach Villach begeben und den urbanen Raum bespielen.
Am 3. August um 18:00 Uhr öffnet das LABOR seine Türen für ein öffentliches Abschlussshowing im Domenig Steinhaus. Gezeigt werden Einblicke in den laufenden künstlerischen Prozess – roh, direkt, ungeschönt. Das Publikum ist eingeladen, teilzuhaben, Fragen zu stellen, Resonanz zu geben.
Aus weltweit über 200 Bewerbungen wurden zwei Choreographinnen und sechs Tänzer:innen ausgewählt, die in dieser intensiven Woche gemeinsam neue choreographische Wege beschreiten. Die Auswahl erfolgte durch ein erfahrenes Kurator:innenteam bestehend aus Katharina Christl, Dušana Baltić, Theresa Pointner und Mirjam Sadjak.
Die eingeladenen Künstler:innen – Clarissa Rego (BR/POR/AUT) und Maria Nicole Michalla (ARG/DE) – arbeiten gemeinsam mit den sechs Tänzerinnen Manon Campion (BEL), Katarína Krupičkova (SVK), Adi Nathan Levinson (ISR), Pau Masip Pérez (ES), Alessandro Sabatini (IT) und Irene Valesano (IT) an ortsspezifischen Ansätzen, die sich unmittelbar mit der besonderen Architektur des Domenig Steinhauses auseinandersetzen. Begleitet wird das Projekt von Mentorin Katharina Christl und Mentor Frédéric Coupet, die mit kreativen Aufgaben, individuellem Feedback und professionellen Karrieregesprächen einen offenen, geschützten Raum für Entwicklung schaffen.
Das LABOR versteht sich als offenes Experimentierfeld: Statt fertiger Stücke entstehen choreographische Skizzen, Bewegungsstudien, Momente des Forschens. Es geht um Prozess, Austausch und um das Zusammenspiel von Körper, Raum und Idee – mit einem starken Fokus auf internationale Vernetzung und regionale Verankerung.
Mit dem LABOR setzt das CCB ein starkes Zeichen für eine künstlerisch mutige Nachwuchsförderung im Bereich zeitgenössischer Tanz – offen, international, in Kärnten verwurzelt.
Domenig Steinhaus
Das DOMENIG STEINHAUS ist Ausgangspunkt und Resonanzraum für kreative Prozesse. Im Sinne von Günther Domenig soll die hier erlebte Architektur als Inspirationsquelle dienen, Diskurs und Dialog anregen sowie schöpferische Neugier fördern. Im Gegensatz zu einer Kulisse eröffnet die Vielfalt der hier gebauten Form ein performatives Erleben von Architektur im Dialog mit Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft, das in den jeweiligen Veranstaltungen und Projekten spürbar werden soll. Das DOMENIG STEINHAUS erfährt sich als in physische Form gegossene Anregung, über Grenzen zu denken und diese in Interaktion mit dem Haus umzusetzen.
Statement - Mentorin Katharina Christl
„Architektur, Kommunikation, Mensch und Bewegung sind seit jeher spannende Schnittstellen für künstlerische Recherchen. Das Domenig Steinhaus ist der perfekte Ort, um Reflexionsräume mitten in der Gesellschaft, mitten im öffentlichen Raum zu schaffen. Kollektive Erlebnisse und Austauschprozesse sind immer wieder wichtig und wertvoll. Die Choreo-graph:innen werden nicht nur in individuellen Recherchen begleitet, sondern erfahren auch im persönlichen Austausch Zugang zu zahlreichen konzeptuellen Ansätzen, die systemtheoretisch Raum und Mensch verbinden. Das Ziel ist es, den Menschen zu begegnen und immersiv die Zuschauer:innen zu erreichen, zu bewegen.”
Katharina Christl - Biografie
Katharina Christl absolvierte 1990–1996 in ihrer Heimatstadt ein Tanzstudium an der Palucca Hochschule für Tanz Dresden und agierte als freischaffende Performerin und Choreografin in Dresden und Berlin. Seit 2000 arbeitete sie immer wieder mit Frédéric Flamand zusammen und wurde ab 2001 festes Mitglied seiner Company Charleroi/Danse-Plan K (Belgien). Dort wirkte sie aktiv Kreationen im Austausch mit Architekt:innen und Künstler:innen, wie u.a. Diller+Scofidio, Zaha Hadid, Jean Nouvel, Thom Mayne, Tsuyoshi Tane und Ai Weiwei. 2005 folgte sie Flamand als Solistin nach Marseille, wo er zum Künstlerischen Direktor des Ballet National de Marseille berufen wurde. Sie performte in allen seinen Produktionen und arbeitete mit Gastchoreograph:inneen wie Emanuel Gat, Michèle Noiret, Annabelle Ochoa Lopez, Stephen Petronio, Lucinda Childs und Richard Siegal. Für die Kreationen von Frédéric Flamand übernahm Katharina Christl die choreographische Assistenz und Probenleitung.
Seit 2006 aktivierte sie wieder ihr eigenes choreografische Schaffen. Den Anfang schuf das Solo Manfred und ging für acht Jahre, innerhalb des Repertoires des Ballet National de Marseille (BNM), auf Tournee. 2009 kreierte sie das abendfüllende Stück Get ready, Iʼm done. mit Simon Courchel für das internationale Festival de Marseille und klaus t., eine durational performance mit dem BNM, welches im mac-Museum für Zeitgenössische Kunst in Marseille zur Aufführung kam. Seit 2010 entstanden mehrere Kreationen für die Matineen der Palucca Hochschule für Tanz Dresden. Es folgte im Jahr 2012 eine besondere Zusammenarbeit mit dem Choreographen Michel Kelemenis, aus dem das Duo Le Sixième Pas hervorging und Teil des Repertoires des BNM wurde.
Spezialisiert in Tanz/Architektur, Tanz/New Media Technology, Contemporary Dance und Improvisation, unterrichtet sie als Gastdozentin bei vielen internationalen Festivals, professionellen Compagnien und Akademien. Sie erhielt aufgrund ihres renommierten Wissens die Anerkennung des Diplôme d‘État als Pädagogin für Zeitgenössischen Tanz vom Französischen Kulturministerium. 2014 kreierte sie erneut ein abendfüllendes Stück für das Ballet National de Marseille Identity Shift, sowie Plexus 10 und Get…done. für die Compagnie Grenade in Aix-en-Provence. Parallel produzierte sie eine Performance und Film Le Corps des Formes für die international gezeigte Installation des französischen Künstlers André Fortino. Bevor sie die Professur für Choreografie an der Palucca Hochschule für Tanz im September 2015 annahm, arbeitete sie als Gastballettmeisterin und -tänzerin am Bayerischen Staatsballett und unterstützte Richard Siegal als choreografische Assistenz und Performerin für seine Produktion Model an der Ruhrtriennale 2015.
Seitdem sie wieder in Dresden lebt und arbeitet, unterrichtet sie als Gastdozentin in vielen renommierten internationalen Institutionen. Zeitgleich ist der neue, von ihr umstrukturierte Masterstudiengang Choreografie an der Palucca Hochschule für Tanz Dresden, seit dem WS 2016 unter ihrer Leitung wieder erfolgreich aktiv und gewann internationale Anerkennung. 2018 wurde sie zur „Hoffnungsträgerin des Jahres“ im Magazin tanz in der Kritikerumfrage gewählt. In der Stadt Dresden ist sie seit 2019 aktiv in verschiedenen Gremien, wie dem Kulturbeirat und der Facharbeitergruppe für darstellende Künste, später auch Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste, sowie seit 2024 Teil der Jury für die Tanzplattform Deutschland 2026. Im Sommer 2024 folgte die Ernennung zur Rektorin der Palucca Hochschule für Tanz Dresden.
Frédéric Coupet - Biografie
Frédéric Coupet könnte man als einen multidimensionalen Künstler bezeichnen. Er schloss 1988 sein Studium an der ENSBA Marseille (École Nationale Supérieure des Beaux-Arts) ab.
Als bildender Künstler und Performer stellte er seine Werke und Performances erfolgreich in Frankreich, Europa und den USA aus. Trotz allem veröffentlichte er 1999 das Buch L’ART EST MORT, VIVE RIEN (eine Analyse des französischen Kunstsystems) und wandte sich daraufhin von der Welt der bildenden Kunst ab. Im Jahr 2000 absolvierte er eine einjährige, auf den zeitgenössischen Weiterentwicklungen der Stanislawski-Methoden basierende, personalisierte Schauspielausbildung.
2001 war er Mitbegründer und Darsteller des Solo-Theaterstücks L’AGENT CULTUREL, mit dem er zwei Jahre lang an Nationalbühnen, in Privattheatern und Kunstzentren tourte. Diese Erfahrung setzte er 2002 fort mit einer Hauptrolle im Spielfilm AFFAIRE(S) À SUIVRE von Bernard Boespflug, an der Seite von Robin Renucci und Féodor Atkine. Anschließend schloss er sich dem Theaterstück L’ART DE RIEN der Compagnie Corpus-Delicti an. Parallel dazu, getrieben von der Neugier auf neue Erfahrungen, wurde er Marketingleiter der GUESS-Sportschuhlizenz – über einen Zeitraum von fünf Jahren in Frankreich, den USA, Taiwan und China. 2006 gründete er gemeinsam mit der Designerin Cyd Jouny die Schuhmarke DAHOS’S. Ab 2009 näherte er sich dem zeitgenössischen Tanz an und kehrte schließlich 2011 zu seiner wahren Leidenschaft zurück: dem kreativen Schaffen.
Seit 2015 lebt er in Dresden, setzt seine Arbeit als bildender Künstler fort und tritt wieder als Schauspieler auf – etwa im Spielfilm KUPKA von Christian Novopavlovski oder in dem Stück ALMOST NOTHING… von Maria Chiara De’Nobili. Gleichzeitig vertieft er seine Beziehung zum Tanz, indem er junge Choreograf:innen filmt oder berät.
Seit einigen Jahren teilt und unterrichtet Frédéric seine Verkörperungsmethodik an Tanzuniversitäten und privaten Schauspielschulen, hauptsächlich in Deutschland und Portugal.
Einblicke 2023








Choreographinnen
Nicole Michalla ist Tanzkünstlerin aus Buenos Aires, Argentinien, und lebt in Berlin. Mit einem Masterabschluss in Ernährungswissenschaften der Universität Buenos Aires und einer anschließenden künstlerischen Laufbahn in der Tanzperformance interessiert sie sich seit vielen Jahren für den Körper als Quelle von Information und Reflexion. Seit einiger Zeit ist ihre künstlerische Praxis tief im Zuhören verwurzelt – sie widmet sich intensiv der Erforschung des Klanguniversums.
Clarissa Rêgo ist Tänzerin und Choreografin mit Sitz in Graz. Aufgewachsen in Brasilien, war sie von klein auf in eine vielfältige Tanzkultur eingebettet, die ihr Bewegungsrepertoire prägte und ihre kreative Arbeit bis heute beeinflusst. Mit über 25 Jahren Erfahrung in Tanzensembles arbeitet sie derzeit mit der in Berlin lebenden Choreografin Michelle Moura zusammen. „Solo Studies“ ist ihr erstes choreografisches Projekt – eine minimalistische Trilogie, die ein kontemplatives Erlebnis inmitten der heutigen schnelllebigen Welt bietet.
Tänzer:innen
Adi Levinson ist Tänzer und zertifizierter Feldenkrais-Lehrer mit Wohnsitz in Berlin. Er vereint zeitgenössischen Tanz, Physical Theatre und Akrobatik und tritt in ganz Europa auf. Er wurde am Mate Asher (2019–2021) und „Performact“ in Portugal (2021–2022) ausgebildet und absolvierte die Feldenkrais-Ausbildung in Ann Arbor (2021–2024). Mit einem Hintergrund in der Sozialarbeit erforscht er Bewegung und menschliche Verbindung. Er erhielt Förderungen und entwickelt seine Arbeit im Bereich Tanz und Lehre kontinuierlich weiter.
Alessandro Sabatini wurde geboren in Rom, zwei Tage vor Weihnachten. In seiner beruflichen Laufbahn hat er Erfahrungen mit Mimik, Bewegung, Clownerie, Maskenspiel, zeitgenössischem Tanz, Objekten, Marionetten, Stimmtraining und Gesang gesammelt. Seit einiger Zeit versteht er sich als Performer. Er hat in Frankreich, Österreich, Belgien, der Schweiz, Großbritannien und Spanien gearbeitet und ist Qi Gong- und Tai Ji Quan-Lehrer und seit 2018 zertifizierter Praktiker der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Nach einem Studium in CTF begann Irene Valesano ihre Ausbildung im zeitgenössischen Tanz. Sie bildete sich außerhalb des akademischen Rahmens weiter und besuchte 2020 Performact, wo sie die Möglichkeit hatte, mit internationalen Lehrer:innen und Choreograf:innen zu lernen und zusammenzuarbeiten. Sie arbeitet freiberuflich als Tänzerin und Lehrerin und hat an mehreren Projekten in Portugal und Italien mitgewirkt. Ihre jüngsten Arbeiten sind zwei Duette: GUH!!, das in Köln mit Unterstützung von Barnercrossing entstand und dort sowie in Sapri aufgeführt wurde, und Digital Gaze, ein Duo in Arbeit.
Katarína Krupičková ist eine leidenschaftliche, junge Tänzerin, die gerne erkundet und entdeckt. Sie liebt Bewegung und deren Eigenheiten. Mit Erfahrung in Ballett und zeitgenössischer Technik kann sie das volle Potenzial ihres Körpers ausschöpfen und eigene Werke kreieren. Sie arbeitet gerne im Team, ist kommunikativ, unkompliziert und stets hilfsbereit. Ihre Motivation für dieses Projekt ist es, sich mit neuen, inspirierenden Künstler:innen zu verbinden und Tanz zu teilen.
Manon Campion, geboren 2001 in Belgien, studierte zeitgenössischen Tanz an der de!Kunsthumaniora in Antwerpen. 2022 schloss sie ihr Studium am Königlichen Konservatorium Antwerpen ab. Anschließend war sie Teil des SUB.LAB.PRO Ensemble Program in Budapest (gegründet von Jenna Jalonen und Péter Juhász), wo sie unter anderem mit Annamari Keskinen, Adrienn Hód und Manuel Ronda arbeitete. 2023 wurde sie Praktikantin bei Carte Blanche, der Norwegischen Nationalkompanie, und arbeitete dort mit Choreograf:innen wie Eszter Salamon, Tori Wrånes und Frédérick Gravel.
Pau Masip Pérez (ES) ist Performancekünstler und Tänzer, derzeit mit Wohnsitz in Salzburg. Er studierte an der SEAD – Salzburg Experimental Academy of Dance, wo er am Choreography Major Program teilnahm. Pau interessiert sich für die transformativen Möglichkeiten des Tanzes und glaubt: Handlung ist die neue Kontemplation. Er wurde von Jonathan Burrows, Sabina Holzer und Matteo Fargion begleitet. Als Tänzer trat er in Werken von Olivier Dubois, Shirin Neshat, Manuel Ronda und Paul Blackman auf.